Zuckerhut Theaterprodukt

Zuckerhut Theaterprodukt

Zuckerhut gibt es seit der Theaterproduktion „Die glorreichen Sieben” und wurde von der Dramaturgin Barbara Kastner gegründet. Mit der Produktion „Die Auflösung. Eine Untersuchung über Unvermögen und Belanglosigkeit” im Frühjahr 2006 begann die Zusammenarbeit der Schwestern Julia Kastner (Regie/Sounddesign) und Barbara Kastner (Dramaturgie) unter dem Namen Zuckerhut Theaterprodukt. Zuckerhut Theaterprodukt ruft Theaterprojekte ins Leben, die sich hauptsächlich mit zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Prozessen beschäftigen. „Die Auflösung” war der Auftakt zu einer Reihe von Untersuchungen unserer Gesellschaft, bei denen Themen des Alltags mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und dramatischen Texten verbunden werden: In der Recherchephase wird ein „Forschungsobjekt” bestimmt, von dem ausgehend ein experimentelles Terrain abgesteckt wird.

Projekte

Understanding Hildesheim

Stadtgefühle zwischen Mittelmaß und Vorurteil

Eine Produktion von Zuckerhut Theaterprodukt im Weinsziehr, Wallstr. 12, 31134 Hildesheim

Liebgewonnene Klischees und urbane Legenden knöpfen wir uns im Jubiläumsjahr vor. Bei “Understanding Hildesheim” wird manches entsorgt, was den HildesheimerInnen lieb und teuer ist – vom historischen Marktplatz bis zum Großstadtmythos. Statt dessen sollen Schuldenkrise, Innenstadt-Leerstand oder Bausünden zu Grundpfeilern eines neuen Stadtbewusstseins werden. „Wir üben, Schwächen anzunehmen und das Beste daraus zu machen, um ein neues, ein echtes Stadtgefühl zu generieren“, heißt das Motto des eigens berufenen Stadtoptimierungs-Teams; vom Slogan bis zum Weltkulturerbe Hildesheims wird erst einmal alles in Frage gestellt und grundauf erneuert.

Regie: Julia M. Kastner

Es spielen: Jenny Holzer, Dirk Kaufmann, Ralf Okunick. Team: Sonja Henneking, Gerd Niele, Sabine Kuse, Cindy Mikosch. Foto: Bernhard Egger.

Premiere: 23.9.2015, 20 Uhr

Diese Produktion ist eine Kooperation mit dem Theaterhaus Hildesheim e.V. und Teil des Jubiläumsprogramms 1200 Jahre Hildesheim.

Sie wird gefördert von der Friedrich Weinhagen Stiftung, dem Landschaftsverband Hildesheim und der Stadt Hildesheim. Wir bedanken uns für die Unterstützung der Willy Dost GmbH & Co KG.

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Leonce und Lena

Ein Büchner Experiment von Zuckerhut Theaterprodukt

Premiere: 8.11.2012, 20 Uhr

Ort: Weinsziehr, Wallstraße 12, 31134 Hildesheim

Leonce und Lena ist unendlich langweilig. Dabei könnte man so vieles machen, zum Beispiel Karriere oder Sängerin werden oder studieren. Doch wo fängt man damit an? Und wie macht man das? Vielleicht findet man was im Internet? Aber wie filtert man die Information, die man braucht, aus der Datenflut raus? Am besten verschiebt man das auf morgen und schaut mal kurz auf Facebook, was da so los ist. Doch dann holt einen das andere Leben ein, denn die Eltern haben die blöde Idee, dass jetzt die Heirat ansteht, nicht nur der Beruf.

Langeweile und Perspektivlosigkeit entstehen heute wie damals durch die Zwänge des sozialen Umfelds. Was ist noch interessant, wenn alles vorgezeichnet scheint? Leonce und Lena versuchen einen Ausbruch: Doch räumliche Flucht führt nicht unbedingt auch zu der aus den gesellschaftlichen Verhältnissen…

Nach der letztjährigen erfolgreichen Inszenierung von Dürrenmatts „Die Physiker“ hat sich das Ensemble in der Regie von Julia Kastner die im Jahre 1836 entstandene Polit-Satire „Leonce und Lena“ vorgenommen. Mit Blick auf den 175. Todestag Büchners in diesem und seinem 200. Geburtstag im kommenden Jahr zieht die Inszenierung Parallelen zwischen Büchners Leonce und Lena und den Auswirkungen moderner Mediennutzung auf gesellschaftliche Positionen und Verhaltensweisen. Büchners kurzes Stück lässt genug Raum für die eigenen Sichtweisen und Assoziationen des künstlerischen Teams und deren Umsetzung in einem modernen Sound- und Raumkonzept.

Ein Theaterstück für Erwachsene und für Jugendliche ab 14 Jahren.

Eine Produktion von Zuckerhut Theaterprodukt im Weinsziehr, Wallstr. 12, 31134 Hildesheim. Leonce und Lena ist eine Kooperation mit dem Theaterhaus Hildesheim e.V.

Mit: Andrea Fester, Hanna Lehmann, Dirk Kaufmann, Dannie Lennertz und Ralf Okunick und als Gast Antonia Tittel

Regie: Julia Kastner

Dramaturgie: Marko Claus

Produktionsleitung: Sonja Henneking

Assistenz: Anna Lotta Seifert

Licht: Anahí Pérez

Gefördert durch: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Stiftung Niedersachsen, Friedrich Weinhagen Stiftung

Mit freundlicher Unterstützung von: LitteraNova, Arbeiterwohlfahrt Kreisverband HildesheimAlfeld (Leine) e.V.

In Kooperation mit dem Theaterhaus Hildesheim e.V.

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Der kleine Albert – Eine Konditionierung

nach Motiven von Jack London und John Broadus Watson

Premiere: Donnerstag, 11.12.2008, 20 Uhr

Regie: Julia Kastner

Dramaturgie: Martin Zepter / Barbara Kastner

Licht Kirsten: Rohlof

Assistenz David Egerton

Mit Dirk Kaufmann und Carsten Wilhelm

Ich befürchte, sie merken eines Tages, dass ich nicht blöd bin, und schicken mich in die Welt hinaus, damit ich selbst Geld verdiene. Ich kenne die Welt, und ich mag sie nicht. (Tom)

Psychologie hat einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Wenn jemand nicht funktioniert, geht er zum Psychologen und wird repariert. Er wird neu konditioniert, sein Verhalten wird geändert, das Problem ist gelöst. Alle sind erleichtert.

Schlechte Angewohnheiten hat jeder. Der eine raucht, der andere kaut an den Fingernägeln. Das ist normal. Den einen stört es mehr, den anderen weniger. Den einen stört es bei sich selbst, der andere würde am liebsten sein gesamtes Umfeld umerziehen. Doch was passiert, wenn die schlechte Angewohnheit zum Zwang wird? Und was kann man dagegen tun?

Wir beschäftigen uns mit den Grenzen zwischen alltäglicher Konditionierung und Verhaltensstörung: Ausgehend von dem Musterbeispiel „Der kleine Albert“ von John Broadus Watson aus dem Jahr 1919. In dem Experiment wird der Nachweis geführt, dass Reaktionen konditionierbar sind, also soweit veränderbar, dass sie zu einem Automatismus werden.
Wie der Speichelfluss des Hundes beim Pawlowschen Reflex.
Watson überträgt die Testreihe Pawlows auf den Menschen.
Und wir führen sie weiter.

Währenddessen versuchen Tom, Charley und der Kleine Albert aus Jack Londons Kurzgeschichte „Told in the Drooling Ward“ aus der Irrenanstalt zu fliehen, um festzustellen, dass es viel einfacher ist, in alter Gewohnheit weiterzuleben, anstatt sich in der Wildnis des Lebens durchzuschlagen.

Ist der Zwang das Verhalten oder das Abgewöhnen der Zwang?

Eine Koproduktion von Zuckerhut Theaterprodukt und Theaterhaus Hildesheim
Gefördert von Niedersächsischen Lottostiftung, Friedrich-Weinhagen-Stiftung
Mit freundlicher Unterstützung von LitteraNova, Wallstraße 12a

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Die Physiker

Eine Komödie in zwei Akten von Friedrich Dürrenmatt

Premiere: Mittwoch 13. Oktober 2010, 20 Uhr im Theaterhaus Hildesheim

Es gibt Risiken, die man nie eingehen darf: Der Untergang der Menschheit ist ein solches. Was die Welt mit Waffen anrichtet, die sie schon besitzt, wissen wir, was sie mit jenen anrichten würde, die ich ermögliche, können wir uns denken. Dieser Einsicht habe ich mein Handeln untergeordnet, so der Physiker Johann ‘Wilhelm Möbius in Dürrenmatts Komödie. Für ihn gibt es nur eine Lösung: Ab ins Irrenhaus. Doch auch dort ist er nicht sicher vor seinen Kollegen. Denn Newton und Einstein – oder die, die sich für sie halten – haben sich ebenfalls für verrückt erklärt und in die Obhut der Irrenärztin Mathilde von Zahnd begeben. Es beginnt ein absurdes Spiel zwischen Wahrheit, Vortäuschung und Berechnung.

In einer fortschreitend technisierten Welt, in der es die zwei Machtblöcke des Kalten Kriegs nicht mehr gibt und in der die Wirtschaft heimlich und unheimlich die Macht der Politik verdrängt, ist Dürrenmatts komödiantische Versuchsanordnung aktueller denn je: Ist ein Wissenschaftler in der Pflicht, seine Erkenntnisse den Nicht-Genialen zur Verfügung zu stellen – wenn Menschlichkeit nur Deckmäntelchen ist für ökonomische Interessen zwischen Kaffee, Halbleiter und Öl?

Die Theorie stellt der Physiker auf, dann kommen die Techniker, die sie umsetzen. Die Techniker gehen mit der Elektrizität um wie der Zuhälter mit der Dirne – sie nutzen sie aus. So vermag jeder Esel eine Glühbirne zum Leuchten zu bringen – oder eine Atombombe zur Explosion.

Regie: Julia M. Kastner

Dramaturgie: Marko Claus

Es spielen: Antonia Tittel, Dirk Kaufmann, Ralf Okunick, Sascha Hermeth, Michael Wenzlaff, Angela Gräßer

Dramaturgische Beratung: Barbara Kastner

Gefördert von der Friedrich-Weinhagen-Stiftung gefördert.

Rechte: Felix Bloch Erben

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Die Auflösung

Eine Untersuchung über Unvermögen und Belanglosigkeit

Inspiriert von Gabriel García Márquez´ Roman „Hundert Jahre Einsamkeit”

Es spielen Karolin Heß, Mareike Hölker, Kathrin Meyer Stimme Hendrik Pape

Regie und Klangcollage Julia Kastner Dramaturgie Barbara Kastner

Dramaturgische Mitarbeit / PR Sina Wachenfeld Regieassistenz Focko Hinken

Das Schlimme an der Schlaflosigkeitskrankheit ist nicht die Unmöglichkeit, zu schlafen, sondern die Tatsache, dass man vergisst. Zu guter Letzt den Namen der Menschen und sogar das Bewusstsein des eigenen Ich, bis man in eine Art vergangenheitslosen Stumpfsinn verfällt.

Gabriel Garcia Marquez

Ein merkwürdiges Mädchen schleppt die Schlaflosigkeitspest ein. Sie breitet sich sofort epidemieartig im Dorf aus. Selbstgemachte Karameltierchen treiben die Ansteckung voran. Schlaflosgrüne Hähnchen. Schlaflosrosenrote Fische. Schlaflosgelbe Pferdchen. Der ständige Wachzustand hat grausame Auswirkungen: Das Vergessen greift um sich. Die Bezeichnungen der Dinge und ihre Funktion, aber auch die eigene Geschichte - die ganze Persönlichkeit - entgleiten unrettbar.

Drei Schauspielerinnen untersuchen die Auswirkungen des Fluchs von Schlaflosigkeit, Vergessen und Einsamkeit: Das Unvermögen, eine bewusste Beziehung zu sich, der Welt und den anderen herzustellen. Sie leben in einem scheinbaren Wirrwarr aus Worten, Beziehungen und Erinnerungen. Angestrengt versuchen sie, ihr Leben und das der anderen festzuhalten. Alles scheint ihnen zu entgleiten und verebbt in bruchstückhaften Bildern, zerfransten Betrachtungen und hintergründigen Klängen. Der Tisch heißt nicht mehr Tisch. Schlimmer noch: Was ist er überhaupt? Die Menschen bestehen aus verblassender Erinnerung und erfundener Wirklichkeit. Verbindungen zwischen Bildern, Begriffen, Sprache und Persönlichkeit werden neu vernetzt. Die bizarren Situationen ähneln erschreckend den Absurditäten unseres Alltags.

„Die Auflösung” verbindet Formen der Raum- und Klanginstallation mit Elementen des Hörspiels und performativer Theaterarbeit. Inspirationsquelle für „Die Auflösung” ist ein Kapitel aus dem Roman „Hundert Jahre Einsamkeit” von dem großen Erzähler des magischen Realismus Gabriel Garcia Marquez: Er erzählt, wie das Dorf Macondo von einer Schlaflosigkeits-Welle erfasst wird.

Premiere: 28. April 2006

Mit freundlicher Unterstützung des Fachbereichs II der Universität Hildesheim, der Firma 3M und der edding AG